Archive for the ‘Neuigkeiten’ Category

Notiz zur Demonstration am 1. Mai in Berlin

Mai 5, 2011

Die „revolutionäre“ Demonstration in Berlin zum 1. Mai, dem vermeintlichen Arbeiterkampftag, war sowohl inhaltlich, als auch ästhetisch eine furchtbar unansehnliche Angelegenheit. Ein schlecht gekleideter Mob skandierte derart offensichtliche Falschaussagen („ganz Berlin hasst die Polizei“), dass die wohlmeinendste Einschätzung dieser Szene die Vermutung ist, dass es sich um eine Karikierung der politischen „Gegner“ handelt. Das zumindest war die Strategie der ganz deutlich adretter auftretenden Front Deutscher Äpfel, die am selben Tag gegen einen Neonaziaufmarsch in Halle an der Saale demonstrierte und mit ihrer Maskerade tatsächlich politisches Denken auslösen konnte.

Die einzige politische Botschaft, die ich der 1. Mai-Demonstration in Berlin entnehmen konnte, war ein Zuruf, der mich aus einem inoffiziell eingerichteten Bierflaschenverkaufsstand heraus erreichte: „Becks 1 Euro, Sterni 1,5 Euro – da kann kein Arbeiter nein sagen.“ Diese Aussage ist wenigstens richtig. Ein derartig intuitiver und marktwirtschaftlich korrekter Einwurf, hilft die Parole: „Klasse gegen Klasse“, die ich in schwungvollen Lettern an eine Wand gesprüht sah, in „Die Massen an die Kassen“ umzuformulieren und damit etwas mehr Licht ins Dunkle dieser Veranstaltung zu bringen.

Das kollektive Schautrinken zu günstigen Preisen auf und um den Demonstrationszug herum ist nichts schlechtes. Im Gegenteil: der Bierkonsum, also das gemeinschaftliche Einverleiben von flüssiger Solidarität über alle „Klassengrenzen“ hinweg, ist eine gegenläufige Entwicklung zur ansonsten immer weiter auseinanderdriftenden Gesellschaft.

Nächstes Jahr könnte die „revolutionäre“ Demonstration zum 1. Mai auch „Trinktag der Solidarität“ heißen und ihr würde nichts verloren gehen. Jedenfalls haben einige tausend vorbildlich schreitende Menschen das gesellschaftlich wichtige Ritual einer Demonstration für und gegen irgendwas erfüllt, die prekär beschäftigten JournalistInnen konnten aufwandsparend die Artikel vom letzten Jahr neu datiert wiederverwenden und zusätzlich wurde ein wichtiges Phänomen dieser Tage offensichtlich: viele Menschen spüren, dass irgendetwas nicht stimmt, mit dieser Wirtschaft und Freiheit und Politik und so, aber politisch wirksam formulieren lässt es sich nicht und selbst wenn, dann ist kollektives Biertrinken weiterhin ein größeres Pläsier.

Pflichtlektüre: Franz Hörmann im Interview

November 24, 2010



Dieses Interview ist eine Wegmarke, vielleicht nicht deshalb, weil Professor Franz Hörmann darin pointiert und verständlich das Finanzsystem kritisiert, denn diese Kritik ist bekannt, sondern vielmehr deshalb, weil er sich neuarrogant traut den Status der Wirtschaftswissenschaften anzugreifen. Er bezeichnet sie als politische Propaganda, die einen eingeschriebenen gesellschaftlichen Auftrag der Finanzeliten (zu trennen u.a. von den Denk-, Kultur-, und Arbeits- und Risikoeliten) erfüllen, den sie selbst nicht mehr wahrnehmen…

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Elinor Ostrom: Wirtschaftsnobelpreis für gemeinschaftliches Eigentum

Oktober 19, 2009

Elinor Ostrom erhielt als erste Frau den Wirtschaftsnobelpreis über ihre Arbeit zu gemeinschaftlichem Eigentum (common property). Das Problem ist hinlänglich bekannt: Übernutzung von öffentlichen Ressourcen, zu denen viele Parteien Zugang haben. Wirtschaftsliberale fordern an dieser Stelle Privatisierung, weil sie spirituell glauben, dass eine, nach Profiterzielung organisierte, Ressource am nachhaltigsten verwaltet ist.

Frau Ostrom hingegen denkt. Sie hebt beispielsweise in ihrer Arbeit die Funktionalität der gemeinschaftlichen Verwaltung von Ressourcen gegenüber zentralem und privatem Eigentum am Beispiel der Graslandnutzung in China, Russland und der Mongolei hervor. In den Informationen zur Preisvergabe heißt es: (more…)

Riten der Wirtschaftskrise

Dezember 3, 2008

Vor wenigen Tagen wurde der Anthropologe Claude-Lévi Strauss 100 Jahre alt (Süddeutsche). In seinem wohl bekanntesten Buch, diagnostiziert er der westlichen, vermeintlich rationalen Gesellschaften eine Mangelerscheinung. Der selbsternannten Krönung der Zivilisation fehlt es an einem bewussten Umgang mit Magie und Kult. Dabei mangelt es der euro-amerikanischen Welt nicht an Glauben, Mythen und Kulten.

Beispielsweise glauben die Kultfiguren der Wirtschaft an endloses Wachstum und Selbstheilungskräfte der Märkte. Spekulanten kaufen und verkaufen Dinge, die sie nie selber in ihren Händen halten werden mit Geld, welches ihnen nicht gehört. Dann geben sie viel Geld für Orakeldienstleistungen aus, die Prognosen über die Preisentwicklung von diesen „wertvollen Papieren“ geben. Geld ist zum wichtigsten Symbol unserer Gesellschaft geworden und nur die wenigsten wissen, woher es eigentlich kommt. Hohepriester der Wirtschaft führen Ritualveranstaltungen durch, die den Volksgeist beschwören, die den Teilnehmen des großen Produktions- und Konsumtionsreigenz wieder Vertrauen in selbigen einflössen soll. Es ist viel Magie im Spiel, in unserer rationalen Zeit. Wieso sollte es der Finanzwelt also an Magie und Kult fehlten?

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20 Menschen sind kein Weltfinanzgipfel

November 12, 2008

Am 15. November wird in Washington D.C. ein „Weltfinanzgipfel“ abgehalten. „Toxic Waste“ heißt der Grund für das Treffen. Dabei handelt es sich sich nicht um Umweltgifte. Umweltschutz ist kein Thema, welches die hohe Politik zu einem Sondergipfel bewegen kann. Waldsterben, Artensterben, Luftverschmutzung und der Zustand der Weltmeere können warten. „Giftmüll“ im Finanzsystem hat Priorität.

Was darf vom großen Bruder des G8 erwartet werden? Eine zügige Restaurierung des Finanzsystems und das Versäumen darüber nachzudenken, wozu ein Wirtschaftssystem nötig ist. Entwicklungsländern ist es demokratisch erlaubt eine passive Zuschauerrolle einzunehmen. Daher wird das oberste Ziel sein, das das Finanzsystem zu Gunsten aller zu stabilisieren (die von dessen Umverteilungen profitieren).

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Mr. Monty Monk wird neuer Leiter des NAIWG

November 3, 2008

Mit sofortiger Wirkung ernennt DNA Mr. Monty „Moneymaker“ Monk (Foto) zum wissenschaftlichen Leiter des Neuarroganten Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft (NAIWG). Die Fachwelt hat diesen Schritt mit Begeisterung aufgefasst.

“Monkey makes business go around as long we trust in dept” (©DNA)

Mr. Monty Monk: “Monkey makes business go around as long we trust in dept” (©DNA)

Von seinen langjährigen internationalen Erfahrung im Portfoliomanagement im großen Stil und seinem interdisziplinären Anspruch an die Wirtschaft wird das NAIWG langfristig profitieren.

Mr. Monty Monk ist der Bruder des bekannt gewordenen Animalökonomen Adam Monk, der mit seiner revolutionären Anlagestrategie die Fachwelt beeindruckt und nicht zuletzt überaus erfolgreich die Dogmen angeblich allwissender Marktpropheten nachhaltig in Frage stellt.

Zudem ist Mr. Monk der erste einer noch folgenden Generation von Ökonom_Innen, der den gesamten Ausbildungszyklus des Neuarroganten Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich abgeschlossen hat. Dies qualifiziert ihn wie keinen anderen eine Leadership-Position im Kampf gegen das sinkende Schiff der Weltwirtschaft einzunehmen. Mr. Monty Monk steht für eine fundierte, marktorientierte Wirtschaft und ist ein Pionier des neuarroganten Wirtschaftens.

DNA

Was bedeutet ‚Wachstumspolitik‘?

Oktober 30, 2008

Die aktuellen Ereignisse machen es sehr einfach diese Frage zu beantworten. Ein Wachstumspolitiker „begrüsst“, wie es in öffentlichkeitswirksamer Sprache heißt, den positiven Trickle-Down Effekt [Beispiel Entwicklungshilfe A] und unterschreibt im Schatten der Wahrnehmung durch die steuerzahlende Öffentlichkeit das Gegenteil [Beispiel Entwicklungshilfe B].

Anders gesagt: Wachstumspolitik bedeutet das künstliche Herbeiführen eines Anstiegs des BIP auf Kosten von Nachhaltigkeit, Umwelt, Sozialsystem und Kultur durch intensives Versprechen der Möglichkeit auf ewiges Wachstum und dem Stimulieren uneingeschränkter materieller Bedürfnisse, um Gönner mit Gewinnen zu versorgen, um Wählerstimmen zu gewinnen und um davon abzulenken, dass ‚Wirtschaften‘ etwas anderes bedeutet als eine Wohlstandsverteilung von Arm zu Reich.

Die wichtigste Regel dabei lautet: „stellt nicht das ‚Wachstum‘ in Frage, schon gar nicht, wenn es nicht mehr statt findet“. Die Frage, warum das BIP als Gradmesser von Wachstum und nicht die Sauberkeit der Umwelt oder der Bildungsgrad der Bevölkerung ist, bleibt uns die Wachstumspolitik schuldig.

Wer den Satz „Geld ist nicht alles.“ unterschreibt, weil er irgendwie moralisch klingt, gelangt nur zur Verehrung des großen unbekannten Abstraktums namens ‚Wachstum‘, wenn es an Geisteskraft fehlt, darüber nachzudenken, was eigentlich konkret mit ‚Wachstum‘ erreicht werden soll. Mit Hilfe von DNA werden auch Sie bald wachstumspolitisch denken können.

DNA

ifo Institut hat andere Aufgaben als Vergleiche zur Rettung des Images von Managern anzustellen

Oktober 28, 2008

Es ist wieder alles in bester Ordnung? Nach seinem rhetorisch ungeschickten Vergleich der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten mit der Kritik die gegenwärtig an Managern geübt wird, hat sich der Präsident des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) dafür entschuldigt.

Die Empörung war groß, obwohl Sinn nicht mehr und nicht weniger als ein verbaler Ausrutscher vorgeworfen werden kann. Ihn deswegen als Judenfeind zu brandmarken wäre eine ebenso unpassender Übertreibung. Sein Vergleich stellt allerdings das ifo Institut als kompetenten Kommentator der Finanzkrise in Frage. Große Ratlosigkeit muss es sein, die Sinn veranlasst sich derart pauschal, populistisch und abstrakt über die Krise zu äußern. DNA erwartet mehr schamvolle Zurückhaltung. Es ist nicht einfach für dieses Institut eine Wirtschaftsform die zur Zeit menschenfeindliche Ausmassen annimmt zu propagieren. Besonders, wenn es die Normalbürger einfach nicht einsehen wollen, warum es gut ist, wenn sie möglichst wenig verdienen, während die Gewinne der Unternehmen uneingeschränkt wachsen sollen. DNA erinnert an die Aufgaben des ifo Instituts: Herr Sinn, es ist nicht ihre Aufgabe das Image der gegenwärtigen Manager-Kultur zu retten, sondern es ist ihre Aufgabe darüber nachzudenken, wie gewönhliche Nichtleistungsträger in einer Rezession ihre steigenden Miet-, Ernährungs- und Fahrkosten profan bezahlen werden. DNA bedauert, dass das ifo Institut regelmäßig geistig an die Hand genommen werden muss. Eine Minute ihre Redezeit kostet wahrscheinlich mehr als die von einhundert Ein-Euro-Jobber. Dafür erwarten wir Denkleistung im Sinne der Allgemeinheit und nicht derartig hilflosen Kommentierungen.

DNA

ifo Institut erneut enttäuschend

Oktober 24, 2008

DNA entschuldigt sich für die peinlichen Kommentare des ifo Instituts.

Statt sich damit zu beschäftigen, was eine womöglich schwere Rezession für den und die DurchschnittsbürgerInn bedeutet reichen offenbar die intellektuellen Kapazitäten der neo-liberalen Denkfabrik nur dazu aus, das weithin Offensichtliche zu bestätigen. Aber was soll Herr Sinn auch sagen, wenn seine alleskönnenden Märkte langsam menschenfeindlich werden? Soll er etwa anfangen darüber nachzudenken, ob vielleicht das Wirtschaftssystem umgestaltet werden sollte? Sie verlangen zu viel von einem Institut, welches aus Gründen der Bequemlichkeit und fehlender Haltung nur eine Regel in der Wirtschaft kennt: Profit. DNA

NAIWG: Bettel-Branche im Aufwärtstrend

Oktober 22, 2008

Noch vor guter Zeit lauteten Schlagworte für zeitgemäßes liberales Wirtschaften unter anderem etwa wie folgt: „Kostenminimierung“, „Gewinnmaximierung“ oder „Effektivität“. Die Forschungsabteilung des NAIWG macht einen neuen sozio-chrematistischen Trend für Bruder- und Schwesterinstitute transparent: das „Betteln“. Dieses gängige Businessphänomene der Post-Profiteuphorie des 21 Jahrhunderts ist das Schlüssel-Phänomen aktueller wirtschaftlicher Veränderungen. (more…)